Traum aus Jasmin – Vision einer Nachtreise in Shubra Baloula
- mai haikal
- 11. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 9 Stunden
Ich träumte von einem Ort, an dem der Sommer nicht lärmte, sondern duftete. Wo der Mond über weiß-blühenden Feldern stand und die Luft sich wie Honig anfühlte.
Die Reise beginnt dort, wo der Alltag Ägyptens langsam in Magie übergeht – tief im Herzen des Gharbia-Gouvernements liegt Shubra Baloula, ein Dorf, das mehr Duft produziert, als Worte beschreiben können. Hier, wo sich über 2180 Hektar Land etwa 2,180 Millionen Jasminpflanzen wiegen, wird der Sommer zu einem Fest der Sinne. Von Juni bis November, vor allem wenn die Nächte warm und die Tage brütend sind, erwacht der Jasmin.
Noch vor Mitternacht fahren wir hinaus – vorbei an Feldern, lehmfarbenen Hauswänden und dem Rhythmus der Dorfstille. Die Straße wird enger, das Licht wird weich. Wir sind unterwegs zu einem Ritual, das nur im Schutz der Dunkelheit lebt.
Im Dorf angekommen, empfangen uns die Pflückerinnen: Frauen mit erfahrenen Augen und behutsamen Händen. Ihre Kleidung ist schlicht, ihre Bewegungen einstudiert, fast wie ein Tanz. Jede Blüte wird wie ein Geheimnis berührt – denn die Sonne tötet ihren Duft, das weiß man hier seit Generationen.
Wir folgen ihnen durch das Blütenmeer. Die Luft ist dick von Jasmin und Mondlicht.
Barfuß oder in leichten Sandalen spazieren wir zwischen den grünen Reihen wie durch ein Gedicht. Unsere Hände streifen schneeweiße Blüten – zart, empfindsam, magisch. Wir hören das Rascheln der Blätter und das Knistern der Körbe und pflücken selbst – nicht viele, nur genug, um zu spüren, wie sich Duft mit Geschichte verbindet. Schon die alten Ägypter wussten: Der Duft ist ein Wesen, das nur in Stille erwacht.
Und dann wurde der Traum zu Gold: Jasminöl, Jasminpaste, destilliert in den Dorfmanufakturen – genug, um die feinsten Düfte Europas zu nähren. Internationale Parfümhäuser schicken ihre Wünsche hierher, doch was wir erleben, ist etwas anderes: persönlich, sinnlich, geheimnisvoll. Ein intensives Erlebnis, bei dem wir selbst unsere kleine Duftprobe kreieren dürfen – inspiriert von Rezepturen der Antike. Wir reisen in Gedanken zurück in die Zeit der Pharaonen, wo Duft mehr war als Luxus. In Tempeln wurde er geopfert, in Salben wurde er mit Myrrhe und Lotus vermählt, und in der Körperpflege der Königinnen war Jasmin ein Symbol der Unsterblichkeit.
Am Ende sitzen wir auf Matten unter dem Sternenhimmel. Der Boden duftet, unsere Finger auch, und während ein milder Wind das Dorf in Schlaf wiegt, spüren wir: Hier mischt sich die Gegenwart mit dem Hauch der Antike – im Atem des Jasmins, im Atem der Götter.
Als ich erwachte, roch meine Haut nach Erinnerung. Und ich wusste: Ich war dort gewesen. Im Traum. In einem Duft, der blieb.

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