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Die Rückkehr des Ägyptischen Blaus – Wissenschaft trifft auf antike Magie

Aktualisiert: 1. Aug.

Die Decke der Säulenhalle im Dendera Tempel
Die Decke der Säulenhalle im Dendera-Tempel

Wissenschaftler in den USA haben es geschafft, ein echtes Stück Antike neu zu erwecken: Sie haben das legendäre Pigment „Ägyptisch Blau“ in verschiedenen Schattierungen originalgetreu rekonstruiert! Von leuchtendem Himmelblau über tiefes Ozeanblau bis zu mystischen Grün- und Grautönen – diese Farbpalette könnte der Schlüssel zur Restaurierung uralter Artefakte sein. Ob auf Sarkophagen, Tempelmalereien oder geheimnisvollen Grabkammern – das Pigment war einst allgegenwärtig im alten Ägypten.


Pigmente vom Ägyptisch Blau
Pigmente vom Ägyptisch Blau

Ein streng gehütetes Geheimnis entschlüsselt

Unglaublich, aber wahr: Über 5000 Jahre lang war das Rezept für Ägyptisch Blau ein gut bewahrtes Handwerkergeheimnis. John McCloy, Materialwissenschaftler an der Washington State University und Hauptautor der Studie, erklärt begeistert: „Die frühesten Hinweise stammen direkt aus dem alten Ägypten – und das Verfahren blieb noch Jahrtausende danach erhalten.“


Die Alchemie der alten Welt

Die Forscher entdeckten, dass der Hauptbestandteil des Pigments das Mineral Cuprorivait ist – ein kupferhaltiges Kupfer-Calcium-Silikat. In Kombination mit Natron (Na₂CO₃) entstehen durch geschickte Erhitzung verschiedene Glasanteile, die dem Pigment seinen unverwechselbaren Farbzauber verleihen. Die Kunst bestand darin, die Menge des „grünen Glases“ im Mischvorgang genau zu steuern – echte antike Chemie auf hohem Niveau!


Von Kartonage bis Keramik: Vielseitigkeit in Farbe

Das Team testete echte Proben, die zum Bemalen von Holz, Stein, Keramik und sogar Kartonage – dem altägyptischen Pappmaché – verwendet wurden. Mit modernen Analysemethoden wie Elektronenstrahl-Röntgenmikroanalyse experimentierten sie mit Rohstoffen wie Kupfer, Kalk, Sand und sogar Asche von Salzwasserpflanzen. Das Ergebnis? Zwölf spektakuläre Farbtöne, die nun im Carnegie Museum of Natural History in Pittsburgh ausgestellt sind – ein echtes Fest für die Sinne!


Nahaufnahme eines antiken ägyptischen Falken aus Holz.
Nahaufnahme eines antiken ägyptischen Falken aus Holz. Forscher haben einen Weg gefunden, das auf dem Artefakt sichtbare blaue Pigment zu reproduzieren, das das älteste synthetische Pigment der Welt ist.

Uschabti aus blauer Fayence
Uschabti aus blauer Fayence

Vom ägyptischen König bis zur Renaissance

Ägyptisch Blau war nicht nur schön, sondern auch praktisch. Es ersetzte teurere Materialien wie Lapislazuli und Türkis und wurde später von Römern und Renaissance-Künstlern gleichermaßen geschätzt. McCloy betont: „Dieses Pigment lässt andere Farben leuchten – es gibt Gemälden Tiefe, ohne aufdringlich zu wirken.“


Ein Fenster in die technologische Seele der Antike

Die Archäologin Moujin Matin beschreibt Ägyptisch Blau als Symbol einer hoch entwickelten Kultur: Die Herstellung erforderte technisches Wissen und hatte tiefe symbolische Bedeutung. Ihre Kollegin Arianna Traviglia unterstreicht, wie bedeutend der Vergleich moderner Nachbildungen mit antiken Proben ist – ein Schlüssel zum Verständnis der genialen Köpfe vergangener Zeiten.


Farb-Fakten zu Ägyptisch Blau

💡 Fakt

📘 Details

Ältestes synthetisches Pigment

Bereits um 2200 v. Chr. im alten Ägypten entwickelt – ein echter Meilenstein der Chemiegeschichte!

Unter bestimmten Lichtbedingungen sendet es Infrarotstrahlung aus – heute nützlich in der Medizin und Sicherheitstechnik.

Im Fresko „Der Triumph der Galatea“ (ca. 1512) in der Villa Farnesina in Rom wurde Ägyptisch Blau nachgewiesen – eine sensationelle Wiederbelebung eines antiken Pigments.

Glitzereffekt inklusive

Die schichtsilikatische Struktur verleiht dem Pigment einen edlen, schimmernden Glanz.

Antiker Exportschlager

Nicht nur in Ägypten beliebt – auch in Griechenland, Rom und sogar in der Renaissance hochgeschätzt.

Vitruvius’ Rezept

Der römische Architekt Vitruvius beschrieb die Herstellung mit Kupfererz, Pflanzenkohle und Natronblüte – ein antikes DIY!


Fresken der Villa Farnesina
Untersuchungen der in den Fresken der Villa Farnesina verwendeten Farben haben ergeben, dass Raffael in seiner Werkstatt das ägyptische Blau nachgebildet hat. Es war seit dem Ende des Römischen Reiches nicht mehr verwendet worden.

Quellen:


⇒ Busch, G. C. (1814): Indig. IN: Handbuch der Erfindungen. „Die“ Buchstaben J und K enthaltend. Siebenter Theil


⇒ Weinlig, A. (1839): Indig (pigmentum indicum, Indigo, Indig. IN: Die Pflanzenchemie. Ein Handbuch für Ärzte und Apotheker


⇒ Jahrbuch des Kaiserlichen Deutschen Archäologischen Instituts (1890): Erwerbungen der Antikensammlungen in Deutschland


⇒ Lunge, G. (1890): Notizen von der Pariser Weltausstellung. IN: Zeitschrift für angewandte Chemie


⇒ Dariz, P. und Schmidt, T. (2022): Raman focal point on Roman Egyptian blue elucidates disordered cuprorivaite, green glass phase and trace compounds. IN: Scientific Reports, Volume 12, Article number: 15596 (2022)





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